Der "Fruchtkasten" war in früheren Zeiten in erster Linie Kornspeicher für die Menschen der Stadt und der Umgebung. Damit konnte die Bevölkerung in Notzeiten, Dürre oder nach Feuersbrünsten mit Getreide, Brot und Futtervorräten für das Vieh versorgt werden. Saatgut konnte entliehen werden, das nach der Ernte mit Zins und Schwund zurückgegeben werden musste. Die vom Herzog erlassene "Kastenordnung" regelte diese für die Bevölkerung so wichtige Vorratshaltung.
Die heute vorhandenen Gebäude wurden in ihrer Grundgestaltung 1625 von Friedrich Vischlin unter der Leitung von Heinrich Schickhardt angelegt. In vielen Orten Altwürttembergs hat er im Auftrag des Herzogs Fruchtkästen angelegt oder gebaut. Beim großen Stadtbrand 1676 wurden die Gebäude schwer beschädigt. Die noch brauchbaren Bauteile wurden wiederverwendet und bestimmten die Grundstruktur des neuen Gebäudes. Wegen Lohnstreitigkeiten und Arbeitskräftemangel - beim großen Brand wurden 166 Gebäude zerstört - verzögerte sich die Fertigstellung des neuen Fruchtkastens bis zum Jahre 1680.
Im Königreich Württemberg wurde 1851 die Zehntpflicht aufgehoben. Die Scheuern und Kasten verloren danach ihre Bedeutung und wurden privatisiert. Drei Bürger kauften und nutzten die Scheuern, bis die Stadt Dornstetten 1985 die Gebäude erwarb.
Nach umfangreichen Renovierungsmaßnahmen und Umbauarbeiten für die neue Nutzung, bei der auch der alte Wehrgang auf der Stadtmauer wiederhergestellt wurde, befinden sich heute die Gemeinderäume der evangelischen Kirchengemeinde im Fruchtkasten. Hier haben Gruppen und Kreise ihre neue Heimat gefunden.
Ob im Hören, Singen oder Spielen, es wird heute wieder gesät und geerntet. Doch es ist eine andere Saat, die ausgestreut wird, und es ist eine andere Pflanze, die wächst und Frucht bringt, sechzig-, achtzig- und hundertfältig, eine Frucht, die bleibt.
pfarramt.dornstettendontospamme@gowaway.elkw.de
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Faltblatt Fruchtkasten von F. Reuff