Die Geschichte der Glocken der Martinskirche
Unsere Glocken haben eine wechselvolle Geschichte. Der älteste schriftliche Hinweis auf eine "Zeitglocke" und die dazugehörige Uhr stammt aus dem Jahr 1525. Diese Glocke wurde also wahrscheinlich nicht geläutet, sondern schlug nur die Zeit an.
Wann die erste Läuteglocke auf den Kirchturm kam, lässt sich heute leider nicht mehr feststellen. Sicher ist jedenfalls, dass beim Brand am 8. Mai 1676 mindestens zwei Glocken auf dem Turm waren. Sie sind beim Brand in der Hitze geschmolzen und mit lautem Getöse heruntergestürzt.
Noch im selben Jahr fertigte der Kirchenbaumeister Martin aus Calw zusammen mit hiesigen Zimmerleuten die Glockenform zu einer neuen Glocke, der ältesten heute noch vorhandenen. Sie wurde anschließend von einem französischen Glockengießer namens Arnoult gegossen. Fachleute rühmen bis heute ihren besonderen Wohlklang.
Spätestens in der Folgezeit ist das Geläute auf insgesamt drei Glocken ergänzt worden. Denn 1768 musste "die mittlere Glocke" ersetzt werden, weil sie gesprungen war. Der gleiche Vorgang wird uns noch einmal aus dem Jahr 1806 berichtet. In diesem Jahr kam wohl als vierte die Taufglocke hinzu.
Im ersten Weltkrieg mussten die beiden kleinsten Glocken abgeliefert werden. Sie wurden zu Kanonenmetall eingeschmolzen. Bereits 1920 wurden sie wieder ersetzt. Leider war auch diesen beiden kein langes Leben und Läuten beschieden. Zusammen mit der zweitgrößten Glocke von 1768 mussten drei Glocken 1942 für Kriegszwecke abgegeben werden. Dank vieler Spenden war es bereits 1950 möglich, das Geläute wieder auf insgesamt vier Glocken zu ergänzen.
Seit Jahrhunderten also läuten die Glocken zu Hochzeiten, Taufen, Trauungen und Beerdigungen, zu Gottesdiensten und Andachten. Sie rufen zum Gebet und erinnern tagsüber die Gemeinde an die großen Taten Gottes. Sie begleiten die Menschen bei freudigen und traurigen Anlässen. Immer aber ist ihr Klang ein Trost: Gott ist gegenwärtig, was auch immer geschieht.
S.Schanz